Anfang März 2017

 

Hallo Ihr Lieben,


spät, aber doch noch. Auch 2017 soll es einen Jahresbrief geben. Obwohl ich seit meiner Hüftprothesen-Operation im Dezember einfach noch nicht wirklich richtig fit bin. Es geht aber von Tag zu Tag besser. Der Arzt meint alles sei OK - aber mir geht das alles viel zu langsam. Geduld ist ja nicht wirklich meine Stärke.


Ich muss noch täglich in die Physio. Hunde, Katzen und Hühner wollen gefüttert werden und im Büro warten schon wieder ganz viele nette Mails von Freunden und Gästen. Von den Pferden halt ich mich im Moment noch ein bisschen fern - die Heuballen sind zu schwer und ich soll ja auf keinen Fall stürzen. Schön, dass ich auf Richard und Jean zählen kann, die das Fütttern übernehmen und auch sonst im und ums Haus für Ordung sorgen. Aber bald möchte ich das natürlich wieder selber machen.
Allen Vierbeinern geht es gut. Der Winter war recht mild und trocken - so wie es die Pferde am liebsten haben - alle sind kugelrund und gesund. Nur Benji, mein Briard, ist letzten Sommer zehnjährig an einem Herzinfarkt gestorben. Bis zum letzten Tag war er topfit und ist dann einfach neben mir tot umgefallen. Er fehlt mir und vielen meiner Gäste sehr.


2016 war wieder ausgefüllt mit viel Arbeit (nach einem eher ruhigen Saisonanfang war das Mas Blanc im Sommer und Herbst meist voll bis unters Dach), vielen schönen Begegnungen mit alten Freunden und neuen Gästen, viel Freude mit den Vierbeinern. Gesundheitlich war es ein recht schwieriges Jahr - man ist halt nicht mehr 20... Meine Krebserkrankung hat sich zurückgemeldet. Im Sommer musste ich meine erste Chemo mache, mit Haarausfall, Perücke und allem was dazugehört. Nach 40 Jahren mit der gleichen ‚Nichtfrisur, zum ersten Mal wieder zum Friseur zu gehen, war gar nicht so einfach. Mit der Perücke hab ich mich selbst fast nicht mehr erkannt. Jetzt wachsen die Haare wieder - hell- und dunkelgrau, gekraust, ich seh aus wie ein Rauhhaardackel - aber langsam schliesse ich wieder Freundschaft mit dem fremden Gesicht, das mich jeden Morgen im Badezimmerspiegel begrüsst. Und dann im Dezember das neue Hüftgelenk (Arthrose).


Aber jetzt blühen draussen schon die Aprikosenbäume und das Gras auf den Weiden wächst zur grossen Freude meiner Vierbeiner auch schon wieder. Wie schon letztes Jahr angekündigt, werden wir dieses Jahr keine Ausritte ab Hof mehr anbieten. Ute wollte nicht mehr so viel arbeiten und einen passenden Nachfolger haben wir nicht gefunden. So gehen meine Pferdchen jetzt eben in Rente . Das haben sie nach den vielen Jahren, in denen sie mir und unseren Gästen viel Freude machten, auch verdient. Die Senioren, die hier ihren Lebensabend verbringen, und natürlich auch meine Lieblingspferde, die sich auf den grossen Weiden austoben dürfen, bleiben hier und hoffen, dass unsere Gäste (auch wenn nicht mehr geritten wird) Zeit und Lust haben, sie auf den Weiden stundelang durchzukraulen. Fast bin ich erschrocken, als ich mal richtig nachgeschaut habe, wie alt die meisten Vierbeiner schon sind. Perdigau, unser Methusalem, ist 36 - blind auf einem Auge, fast taub - aber wenn ich ihm seine tägliche Baguette-Ration auf die Weide bringe, kommt er immer noch wihernd angaloppiert. Und dann hoffe ich nur, das er es auch heute wieder schafft, irgendwo knapp vor mir anzuhalten. Sarah ist 31 und hat letztes Jahr zur Freude vieler Kinder noch mitgearbeitet. Pichounet, Guapa und Cholo sind 27, was die meisten Reiter fast nicht glauben wollten - so viel Energie haben sie noch. Für ein paar Junioren such ich übrigens noch gute pferdegerechte Lebensplätze. Calie, die temperamentvolle hübsche Spanierstute, kommt nächste Woche nach Deutschland zu Bettina und der elegante Django hat hier einen neuen Besitzer gefunden, der bereits die ersten Ausritte mit dem Junior gemacht hat. Für die Reiter gibt es ja noch viele Möglichkeiten, in der Nähe auszureiten, aber eben nicht mehr direkt auf dem Hof (und meist auch nicht mit deutscher Rittleitung). Aber bei Claudio in Les Saintes Maries, auf dem Stierhof von Françoise in Saliers, bei Thoma in Franquevaux und bei Brenda in Astouin gibt es immer noch tolle Möglichkeiten, die Camargue vom Pferd aus zu sehen.


Ich möchte das Mas Blanc weiter als Ferienhof führen - Zimmer, Frühstück, Abendessen - und natürlich auch Hund, Katze, Hühner und Fahrräder. Christelle wird im Haushalt mitarbeiten, Eliane (die letzten Herbst 70 wurde) will auch weiter typisch provençalische Küche (mit viel Knoblauch) auf den Tisch bringen und auch ein paar Ferienhelfer haben sich schon wieder gemeldet. Falls Ihr Lust habe, ein paar Wochen hier mitzuhelfen, meldet Euch doch.
Ab 8. April kommen schon wieder unsere ersten Gäste. Auch die Therapie- Gruppen aus Vorarlberg werden im Juni und September wieder ins Mas Blanc kommen. Schön, dass sich bereits viele alte Gäste wieder angemeldet haben, die uns auch ohne Reitangebot die Treue halten. Herzlichen Dank. Jalla, meine wilde Hundedame, kann es fast nicht erwarten, bis endlich wieder jemand stundenlang Stöckchen wirft. Obwohl sie im Moment auch ziemlich gefordert ist. Seit Mitte Januar hält uns Michou, mein Briard-Hundebaby, ganz schön auf Trab. Wenn er nicht gerade Hühner apportiert (die das bisher ohne bleibende Schäden überstanden haben), an Jallas Ohren zieht, Blumen ausreisst oder Tischbeine zu zerlegen versucht, macht er uns beiden aber ganz viel Freude.

 

Ob ich es wohl trotzdem schaffe, meine letztjährige Buchhaltung und die Steuererklärung fristgerecht abzuschliessen? Gar nicht so einfach, wenn da ein kleines begeistertes Fellbündel dauernd spielen will oder wenigstens ausgiebig gekrault werden... Aber jetzt bleiben mir ja noch vier Wochen bis zum Saisonanfang und wenn die Sonne nicht gar zu verlockend scheint, muss ich mich jetzt einfach an den neuen Computer setzen und mein Büro-Chaos in tadellose Ordnung versetzen. Während der Saison bleibt dazu meist keine Zeit und Rechnungen, Briefe etc. landen in grossen Kisten und auf strategisch verteilten Stapeln bis zum nächsten Winter - ich hab also noch einiges vor...


Euch allen wünsch ich einen schönen farbigen Frühling (für die Wünsche zum neuen Jahr ist es dieses Mal definitiv zu spät) und würd mich freuen, wenn Ihr auch ohne Reitangebot wieder mal ins Mas Blanc kommt,


mit einem ganz lieben Gruss aus der Camargue
Sylvia